Philipp Cartier und Leon Held vom Verein Gestaltungszentrale-Politik e.V.
Muthesius Solidarity Centered Design X Gestaltungszentrale-Politik e.V.
„Politik gestaltet – Design entwirft“, mit diesem Statement eröffnen Philipp Cartier und Leon Held ihren zweitägigen Workshop bei uns im Interface Design Master Schwerpunkt an der Muthesius Kunsthochschule, Kiel. Unser gemeinsames Thema für den 13. und 14. November 2025: „Politische Prozesse visualisieren – Demokratie stärken“.
Schon der Einstieg ist fesselnd interessant. Wir bekommen einen fundierten Überblick und detailreiche Einblicke in die Prozesse der Gesetzentwicklung auf Ebene der Bundespolitik. Wer, wie, was ist wann und wo beteiligt, wenn in Berlin Impulse und Ideen für die Regelung unseres Zusammenlebens zunächst zu Initiativen und dann zu Gesetzen werden. Und wie kommt es zur Verabschiedung dieser.
Dem Begriff der Beteiligung kommt hier im doppelten Sinn größte Bedeutung zu. Denn erstens sind es Menschen, die sich mit Fachlichkeit und persönlichem Engagement in Ministerien, Ausschüssen, Interessenvertretungen, Parlamenten und Räten usw. dafür einsetzen, und zweitens ist es unser aller Gestaltungsraum sich selbst als Bürgerinnen und Bürger auf verschiedene Weise beteiligen und einbringen zu können. Darüber wissen wir zu wenig und das soll sich ändern.
Auf Basis zweijähriger Recherche der Gestaltungszentrale-Politik e.V. und und einer daraus entstandenen Kartierung politischer Prozesse zur Gesetzesentwicklung auf Bundesebene (siehe Foto) haben wir uns im Team mit Studierenden, Lehrenden und den beiden Workshopmoderatoren damit befasst, wie dieses Wissen in Form von interaktiven, digitalen Informationssystemen zur politischen Bildung – zum Beispiel an Schulen – weiterentwickelt und gestaltet werden könnte.
Eines der Highlights unseres Workshops war am Morgen des zweiten Tages. Quasi über Nacht hatten Philipp und Leon eine der entstandenen Ideen aufgegriffen, mit plastischen Beispielen zur Gesetzentwicklung Planspiele zu verwirklichen. Tagesaktuell konfrontierten sie uns mit einen Presseartikel zur Verabschiedung des Gesetzes zum Lachgas-Verbot für Minderjährige. Begleitend zu diesem Artikel bekamen wir weitere Pressemitteilungen aus den vergangenen zwei Jahren, aus denen unterschiedlichste Einflussfaktoren im Rahmen der Prozessentwicklung erkennbar wurden. Von der Initialen Petition über die Stellungnahmen von Interessenverbänden bis hin zu einzelnen Politiker:innen die das Thema vorangebracht haben und der offensichtlichen Blockade im Zusammenhang mit einem bevorstehenden Regierungswechsel.
Feedback von Seiten der Studierenden: „Wow, ich wusste viele Dinge nicht, habe extrem dazugelernt und vor allem erkannt, dass es um ein „Wir“ in unserer Demokratie geht, welches wir persönlich stärker und vielseitiger mit beeinflussen können, als mir bewusst war.“
Philipp und Leon zeigten sich gleichzeitig begeistert vom Austausch mit uns und unseren Ideen im Rahmen unseres Forschungsschwerpunktes „Solidarity Centered Design“ zu arbeiten.
Foto und Text: Prof. Frank Jacob